Rezension Musikkabarett "Lügen haben lange Beine"

Lügen haben lange Beine

Ein spritziges und ungewöhnliches Kabarettprogramm haben Silvia Ferstl und Christoph Ackermann überzeugend auf die Bühne im Bistro bei MEKRA Lang gebracht. Sie haben dabei nicht nur als Darsteller brilliert, sondern auch mit dem hohen Niveau ihrer selbst verfassten Texte gepunktet.

Dabei fungieren die beiden gleichzeitig als Beleuchter, Maskenbildner, Requisiteure, Kulissenschieber, Musiker und Sänger. Die Bandbreite der beiden ist wirklich beeindruckend.

Angefangen bei Adam und Eva über die Großen der Weltgeschichte – Pippin, der Papst, Napoleon und Galileo, um nur einige zu nennen – führte das Duo durch die Geschichte der Schwindelei, mit durchaus scharfzüngigen und tiefgründigen Ausflügen in die Philosophie und die aktuelle Politik, wobei auch die Kirchenvertreter nicht verschont bleiben.

In einem wilden Ritt durch die alltäglichen Schwindeleien in Freundschaften, Ehen, Wahlkämpfen, sozialen Medien, um Eindruck zu schinden, um kleine Verfehlungen zu verstecken, um Kinder (und Wähler?) zu beruhigen entlarven die beiden in bester Kabarettmanier die Lügen des sogenannten kleinen Mannes ebenso, wie die der Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

Plagiate, „alternative Fakten“, haltlose Wahlversprechen, Faktenverdrehungen im Zeitalter des Postfaktizismus, fantasievolle Produktbewertungen, fantasievolle Darstellungen in den sozialen Medien für maximale Follower-Zahlen werden ebenso furios wie entwaffnend dargeboten und führen dem Publikum die eigenen täglichen Verfehlungen schonungslos und in Gestalt von geschliffenen Dialogen, rockigen Songs und manchmal auch sakralen Klängen vor Augen.

Das Fazit des temporeichen, überaus unterhaltsamen Abends kann kurz zusammengefasst werden: Lügen haben lange Beine, überstehen die größten Krisen – egal ob in der Weltpolitik oder im Eheleben und – nach einem Abstecher in die Welt der ungeschminkten Wahrheit, die auch nicht zu überzeugen vermag – hat diese Erkenntnis durchaus etwas Tröstliches, denn:

Lügen – wohldosiert – können Schmerzen lindern, Ehen retten, Freundschaften kitten und Lebensmut geben. Und so kann man am Ende dieses wunderbaren Programms nur mit den Darstellern einstimmen in den Song: ein Hoch auf die Lüge!

Bleibt die Hoffnung, dass das Talent der Beiden und das umwerfende Programm auch auf größeren Kabarettbühnen Beachtung findet.

 

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